Die Formen, denen Gerold Tusch folgt, sind Raum gewordene Zeichen. Überhöhter Dekor. Solitär gesetztes Ornament. Ein ausführliches Alphabet von wollüstigen Schnörkeln und opulenten Zieraten. Kreuzungen von Natur-und Kulturformen. Organisch anmutende, höchst komplizierte Kommentare auch zur Kunstgeschichte, insbesondere zum Rokoko und seiner verschwenderischen, das Jenseits ins Diesseits verlagernden Fülle.
Die Formen schmeicheln sich den tastenden Händen entgegen, die Glasur warnt den Augensinn: Zerbrechlichkeit suggeriert letztendlich vielleicht nur mehr die Erinnerung.
Für den Betrachter erfahrbar wird die eigene Assoziationsbereitschaft, die Strategie der vorschnellen Aneignung. Die beredte Oberfläche der Kunst¬werke tritt in den Hintergrund. Ordnungswille verdrängt das Vertrauen in die Urteilskraft des Berührenden.
Spürbar bleibt das Wechselspiel von Annäherung und Distanzierung, spürbar bleibt die Turbulenz von sich in ihrer Ausrichtung ändernden Magnetfeldern. Gerold Tuschs "Lust Objekte" müssen die Spannweite völliger Anziehung und bewusster Abweisung vermitteln, sonst wären sie keine Lust-Objekte.
Gottfried Goiginger